Wenn wir über die Entwicklung der technischen Analyse von Börsenkursen schreiben, so ist neben Charles Henry Dow gleich Ralph Nelson Elliott zu nennen. Bei diesem Namen denken viele sofort an das Elliott-Wellen-Prinzip.
Wer war eigentlich Ralph Nelson Elliott?
Er war ein namhafter amerikanischer Buchhalter, der im späteren Verlauf seines Lebens das Verhalten der Aktienmärkte untersuchte und das Elliott-Wellen-Prinzip entwickelte und formulierte.
Leben und Wirken vor der Entwicklung des Wellen-Prinzips
Geboren wurde Ralph Nelson Elliott am 28. Juli 1871 in Marysville, Kansas. Elliott zog nach San Antonio (Texas) und arbeitete ab 1896 als Buchhalter. Im Jahr 1903 heiratete er Mary Elizabeth Fitzpatrick (1869-1941), die ihm auch beruflich zur Seite stand. In seiner 25-jährigen Tätigkeit erwarb er einen Ruf als exzellenter Unternehmensorganisator, nachdem er im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl verschiedener Unternehmen aus dem finanziellen Ruin gerettet hatte. Dies weckte die Aufmerksamkeit des US-State Departments. Er wurde 1924 als Hauptbuchhalter
Nicaraguas eingesetzt, das zu dieser Zeit unter der Kontrolle der US-Marines war. Im Februar 1925 begann er, sein Talent für Unternehmensorganisation zur finanziellen Sanierung eines ganzen Landes anzuwenden.
Während dieser Zeit schrieb Elliott auch zwei Bücher: „Tea Room and Cafeteria Management“ und „The Future of Latin America“ („Die Zukunft von Lateinamerika“), die eine Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Lateinamerika, sowie einen Vorschlag für die Erhaltung der wirtschaftlichen Stabilität und den Wohlstand in der Region enthielten. Die Bücher wurden im August 1926 von "Little, Brown and Company" veröffentlicht. Nach der Veröffentlichung seiner Bücher zog er in die USA zurück, um sein eigenes, unabhängiges Management-Consulting-Geschäft zu beginnen.
Der Weg zum Wellen-Prinzip
Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte sich sein Geschäft gut und er war als Redner sehr gefragt. Doch eine bösartige Darmerkrankung fesselte ihn ans Bett und zwang ihn mit 58 Jahren in den Ruhestand. Trotz der Krankheit, die sehr schmerzvoll war und einige Male fast sein Leben kostete, hatte er eine neue Aufgabe für sich entdeckt. Von 1929 bis November 1934 untersuchte R. N. Elliott in jährlichen, monatlichen, wöchentlichen, täglichen, stündlichen und halbstündlichen Diagrammen verschiedene Indizes auf 75 Jahre Börsenverhalten. Durch seine umfangreiche Untersuchung erfüllte er eine Mission, die er in Lateinamerika in seinem Manuskript niederschrieb: „Es gibt einen Grund für alles, und es ist die Pflicht, zu versuchen, ihn zu entdecken.“
Angelehnt an die Ausarbeitungen von Charles Henry Dow, erkannte auch R.N. Elliott die Verschachtelung verschiedener Trends. Doch Elliott bemerkte viel mehr Wellen (Trends) die ineinander verliefen. Sehr genau notierte er seine Beobachtungen und fertigte Skizzen und Aufzeichnungen an. Im November 1934 stellte R.N. Elliott sein Wellen-Prinzip Charles J. Collins von Investment Counsel, Inc. in Detroit vor. Herr Collins bemerkte gleich, dass an den Ausarbeitungen etwas Besonderes war. Aber erst im März 1935 war er endgültig überzeugt vom großen Nutzen des Wellen-Prinzip. Collins und Elliott einigten sich auf eine Zusammenarbeit für ein Buch über die Wellen-Theorie. „Das Wellen-Prinzip“ wurde am 31. August 1938 veröffentlicht.
Das Wellen-Prinzip
Kurz beschrieben lautet das Wellen-Prinzip: Die Bewegung hat 5 Wellen (Welle 1 bis 5) und die Korrektur hat 3 Wellen (Welle a bis c).
Ralph Nelson Elliott ging in seinen Beobachtungen detailliert auf die verschiedenen Zeitzyklen und Verschachtelungen der Wellen ein. Die Korrekturverläufe nahmen sehr umfangreiche Beschreibungen in Anspruch. In zahlreichen Analysen verschiedener Handelsobjekte wandte er sein Wellen-Prinzip an und konnte die Existenz von Kursverläufen innerhalb verschiedener ineinander verschachtelten Trends nachweisen.
Das Elliott Wellen-Prinzip haben seither viele in ihren Analysearbeiten angewendet und weiterentwickelt. Einen großen Beitrag für die weltweite Verbreitung und Weiterentwicklung leistet Robert Prechter (geboren 1949). In zahlreichen Fachbücher, die in vielen Sprachen übersetzt wurden, und Vorträgen lebt Herr Prechter das Elliott Wellen-Prinzip weiter. (http://www.elliottwave.com)
Als Ergebnis der Pionierarbeit von R.N. Elliott nutzen heute Tausende von institutionellen Portfoliomanagern, Händlern und privaten Investoren die Wellen-Theorie in ihren Investitionsentscheidungen.
Ralph Nelson Elliott letztes Buch
In den frühen 1940er Jahren erweiterte R. N. Elliott seine Theorie darauf, sie auf alle kollektiven menschlichen Verhaltensweisen anzuwenden.
Aussage von Ralph Nelson Elliott: „The stock market is a creation of man and therefore, reflects human idiosyncrasy.“ - „Die Börse ist eine Schöpfung des Menschen und deshalb wiederspiegelt sich darin die menschliche Idiosynkrasie (Eigentümlichkeit).“
Er verfolgte den Ansatz, dass wie Ebbe und Flut die menschlichen Gefühle und Aktivitäten einer natürlichen Entwicklung folgen, die durch die Gesetze der Natur beherrscht werden. Dabei untersuchte er vor allem, wie Leonardo Fibonacci da Pisa (ein bedeutender Mathematiker des 13. Jahrhundert) das Verhältnis des sogenannten „Goldenen Schnittes“. Dieser kommt in der Mathematik, Wissenschaft, Kunst, Architektur und in der Natur vor. Das Buch mit dem Titel „Nature's law: The secret of the universe“ („Gesetz der Natur: Das Geheimnis des Universums“) war eine Monographie (Gesamtwerk – Lebenswerk) von R. N. Elliott, mit dem er seinen Stempel auf die Geschichte "aufgedrückt" hat. Veröffentlicht wurde das Werk am 10. Juni 1946, zwei Jahre vor seinem Tod.
Ralph Nelson Elliott verstarb am 15. Januar 1948 im Alter von 77 Jahren.
Die Aufzeichnung Elliotts, "THE WAVE PRINCIPLE by R.N.ELLIOTT", war für uns eine wichtige Grundlage für die Entwicklung des Kurskoordinatensystems und des Kurswertesystems.
(Bildquellen: "THE MAJOR WORKS of R.N.ELLIOTT")